Plastiksackerl

Achtlos weggeworfenes Plastik ist für die Umwelt ein großes Problem. Plastik gelangt häufig in die Natur und wird dort für Tiere zur tödlichen Falle oder landet sogar– weil Tiere es mit Nahrung verwechseln – auf unseren Tellern.

© Kunststoff-Tragtasche

Plastiksackerl werden für Tier, Mensch und Umwelt vor allem dann zum Problem, wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden. Auch die kleinsten Teilchen, das sogenannte „Mikroplastik“ richtet großen Schaden an.
Die EU fordert aus diesem Grund für Plastiksackerl und neun weitere Einweg-Plastikartikel, die am häufigsten an europäischen Stränden gefunden wurden, nachhaltige Alternativen. Die Umsetzung konkreter Schritte liegt bei den Mitgliedsstaaten. Österreich reagierte als ersten Schritt mit einem Einweg-Plastiksackerl-Verbot, welches seit 1.1.2020 gültig ist.
Dieses Kunststofftragetaschenverbot enthält wenige, klar begrenzte Ausnahmen: biologisch abbaubare und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Obstsackerl, Mehrwegtaschen aus Kunststoffgewebe sowie Hundekotbeutel, Müllsäcke und Gefrierbeutel. Das Verbot gilt generell in allen Handelsbranchen. Um die EU-Vorgabe der Recyclingquote von 50 % bis 2025 bei Kunststoffverpackungen erfüllen zu können, sind allerdings weitere Maßnahmen nötig.

Zahlen & Fakten

Bis zu einer Billiarde (1015) Plastiktaschen werden weltweit jährlich produziert – also mehr als eine Million Plastiktaschen pro Minute. In Ländern, in denen es keine oder lückenhafte Sammel- und Verwertungssysteme für Abfall gibt, landen die Sackerl nach ihrem Gebrauch besonders häufig in der Umwelt und machen einen großen Teil des sichtbaren Plastikmülls aus.

In Österreich fallen laut Bundesministerium (BMLRT) insgesamt jährlich zwischen 5.000 und 7.000 Tonnen Kunststoff-Tragetaschen unterschiedlicher Dicke an.

Bei einem Jahresaufkommen von rund 300.000 Tonnen Kunststoffabfall ist das nur ein geringer Anteil von rund 2% des Kunststoffmülls. Im Alltag sind die Plastiktaschen aber sehr präsent. Ebenso wie Getränkeflaschen aus Kunststoff. Die durch Getränkeflaschen und Sackerl verursachte Verschmutzung von Flächen und Räumen („Littering“) stellt Gemeinden sowie Landwirtschaft und Umwelt vor große Herausforderungen.

Laut EU Kommission brauchen wir in Österreich 51 Plastiktaschen pro Kopf und Jahr. Der Großteil davon wird lediglich einmal verwendet und landet danach im Müll oder im schlimmsten Fall in der Natur. Im Durchschnitt wird ein Plastiksackerl nur 25 Minuten lang benutzt. Je nach Kunststoffart dauert es dann zwischen 100 und 500 Jahren bis er sich zersetzt hat, wenn das Sackerl nicht recycelt wird.

Tragetaschen im Vergleich

Eine in der Schweiz durchgeführte Studie aus dem Jahr 2014 hat Ökobilanzen verschiedener Mehrweg-Tragetaschen verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass Kunststofftragetaschen, die aus mehr als 80% Blauer Engel Recycling-Kunststoff bestehen, die geringsten Belastungen für Gesundheit, Ökosysteme und Rohstoffnutzung aufweisen.
Bei einmaliger Verwendung der Tragetaschen (jeweils 55 μm Dicke) mit anschließender Entsorgung durch Verbrennung ergab sich folgende Reihung bei den Materialien:

  1. Mehr als 80% Blauer Engel würdiger Recycling-Kunststoff
  2. PE aus nachwachsendem Rohstoff
  3. Neugranulat (LDPE)

Für die Mehrfachverwendung wurde berechnet, wie oft die jeweilige Tragetasche eingesetzt werden muss, um auf die gleiche Umweltbelastung wie eine Tragetasche aus 80% Blauer Engel würdigen Recycling Kunststoff zu kommen.

  • 1x Kunststofftragetasche aus 80% Blauer Engel würdiger Recycling-Kunststoff
  • 3,2x Kunststofftragetasche PE aus nachwachsendem Rohstoff
  • 4,2x Kunststofftasche aus Neugranulat (LDPE)
  • 7,4x Papiertragetasche
  • 11,2x Kompostierbare Tragetasche gemäß EN 13432
  • 82,4x Baumwolltasche

Die Studie zeigt somit, dass eine Mehrfachnutzung von Tragetaschen sehr sinnvoll ist.

Viele ökologische Alternativen, wie Baumwollsackerl müssen oft genutzt werden, um ökologischer zu sein. Denn die Häufigkeit der Nutzung nimmt Einfluss auf die Umweltbilanz eines Gegenstandes.
Während sich die Diskussion um die verschiedenen Materialien der Sackerl dreht, wird wenig darüber geredet, wie häufig es verwendet wird.

Dabei ist das ökologisch gesehen ein entscheidender Faktor. Außerdem macht es einen Unterschied, ob eine Baumwolltragetasche oder ein Plastiksackerl, welches schwer abbaubar ist, in der Natur verloren geht. Was zeigt wie schwierig und häufig auch einseitig eine Bewertung ist.

Betrachtet man Lösungen für den Einweggebrauch ist die Materialstärke ein wesentlicher Faktor. Hier gilt, je dünner das Sackerl bzw. je weniger Materialeinsatz, desto nachhaltiger ist das Einwegprodukt. Um den Kreislaufgedanken zu unterstützen, kann auf Kriterien der Recycelbarkeit und den Einsatz von Recyclingmaterial zurückgegriffen werden.

Auch die Regionalität trägt zur Nachhaltigkeit positiv bei. Kürzere Transportwege und die Unterstützung der regionalen Wertschöpfung werten jedes Produkt in seiner Nachhaltigkeit auf.

Welche Taschen gibt es und wie nachhaltig sind sie?

Kunststoff-Tragetasche

Kunststoff-Tragetaschen werden vor allem zum Transport von Einkäufen, zur Aufbewahrung sowie zum Transport von Müll verwendet. Sie sind beliebt, weil sie leicht sind, billig, reiß- und wasserfest und auch günstig und leicht herzustellen.

Plastiktaschen sind meistens aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) hergestellt.
Für ein herkömmliches ca. 20g schweres Plastiksackerl werden in etwa 40g Erdöl benötigt. Die biologische Abbauzeit dauert mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Im Vergleich zu anderem Abfall gelangen Plastiktüten und andere dünne Plastikfolien besonders leicht – vor allem durch Verwehung – unbeabsichtigt in die Umwelt.

Papiertragetasche

Papier wird aus Zellulose hergestellt. Zellulose zählt zu den nachwachsenden Rohstoffen und ist regional verfügbar. Das Produkt lässt sich gut recyceln, wenn es keine Innenbeschichtung aus Kunststofffolie besitzt. Die Herstellung von Papier ist aber sehr energieintensiv.

Recyclingpapier: Die Bilanz eines Papierproduktes ist umso besser, je mehr Recyclingfasern (aus Altpapier) verwendet werden. Bei Papiertragetaschen kann aufgrund der Reißfestigkeit allerdings nur begrenzt Recyclingpapier verwendet werden.

Bio-Kunststoff-Sackerl

Der Aufdruck kompostierbar täuscht, denn diese Sackerl können im Normalfall nicht selbst im Garten kompostiert werden. Die Sackerl aus nachwachsenden Rohstoffen (Mais- oder Kartoffelstärke, Zuckerrohr oder Polymilchsäuren) sind nur in geeigneten Anlagen rückstandsfrei biologisch abbaubar.

Die Rohstoffe werden oft gentechnisch verändert und in pestizid- und düngemittelintensiven Monokulturen weit weg von uns angebaut.
Wie lange es dauert bis sich Bio-Kunststoff- Sackerl vollständig zersetzen, hängt von Material und Temperatur ab. Laut EU-Norm gilt ein Werkstoff als biologisch abbaubar, wenn er sich in einer Kompostieranlage nach drei Monaten zu 90% zersetzt. Derzeit werden die Sackerl in der Kompostieranlage aussortiert.

Recycling-Plastiktasche

Sackerl aus Recycling-Kunststoff weisen praktisch die gleichen Eigenschaften wie Tragetaschen aus neuem
Kunststoffgranulat auf, haben jedoch eine bessere Ökobilanz. Der Blaue Engel zeichnet Tragetaschen aus Recyclingkunststoff aus. Meist werden diese aus entsorgten PET-Flaschen hergestellt.

Stoffsackerl

Bis die Ökobilanz einer Stofftasche gleich gut ist wie jener einer Plastiktasche, muss sie laut oben zitierter
Schweizer Studie etwa 80-mal verwendet werden. Andere Quellen gehen von nur 10-maliger Verwendung aus. In den Ökobilanzen ist nicht eingerechnet, dass ein unbeabsichtigt in der Natur verloren gegangenes Stoffsackerl weniger Schaden anrichtet als ein Plastiksackerl.

Wer Lohndumping nicht unterstützen möchte, sollte fair gehandelter Biobaumwolle den Vorzug geben. Stofftaschen brauchen wenig Platz, sind waschbar und es kann auch ein schwerer Einkauf damit transportiert werden.

Wiederverwendbare Tragehilfen

Ob Korb, Stofftasche, Rucksack, robuste Plastiktasche, Einkaufsnetz: Die beste Tragetasche ist die besonders häufig verwendete. Wer die Umwelt schonen möchte, kauft möglichst wenige neue Tragetaschen und verwendet die bereits vorhandenen umso öfter.

Fazit

Generell schneiden in ihren Umweltauswirkungen mehrfach verwendete Tragetaschen wesentlich besser ab als Einwegtaschen. Vieles kann auch mit Handtasche, Fahrradtasche, Rucksack oder Ähnlichem transportiert werden.

Was können Gemeinden tun, um die Plastikflut zu hemmen?

  • Bewusstseinsbildung und Information über die Auswirkungen achtlos weggeworfener Sackerl, auch Hundekotsackerl, sind ein wichtiger Schritt.
  • Nur ökologische Hundekotsackerl beschaffen. Das bedeutet Sackerl mit geringer Materialstärke aus Recyclingkunststoff oder biologisch abbaubaren Material den Vorzug geben und immer wieder auf die richtige Entsorgung im Restmüll hinweisen.
  • Gerade auf öffentlich hoch frequentierten Plätzen, bei Geschäften oder Orten, an denen Menschen warten, ist es notwendig, genügend Abfalleimer aufzustellen.
  • Eine erfreuliche Aktion ist das gemeinsame Müllsammeln in den Gemeinden. Organisieren Sie eine Müllsammel-Aktion, laden Sie die Bevölkerung zum Mitmachen ein. Es ist ein schönes Gefühl zusammen gegen das Littering vorzugehen und so einen persönlichen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. Die Gemeinde könnte zum Beispiel als Dank zu einer gemeinsamen Jause einladen.
  • Auch in der Gemeindestube kann viel umgesetzt werden. Achten Sie beim Kauf von Müllsäcken auf Material und Stärke und bemühen Sie sich um einen ökologischen Einkauf.
  • Um Kosten bei der Entsorgung und Nachbehandlung von Bioabfall zu vermeiden, ist eine richtige Trennung vor Ort wichtig. Überlegen Sie, ob Sie auf ein zusätzliches Sackerl im Bioabfalleimer verzichten können. Nach der Entleerung einfach mit Wasser ausspülen ist nachhaltiger.

Beschaffung & SDG

Die nachhaltige Beschaffung kann durch die Berücksichtigung der 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales viel zur Umsetzung der SDGs beitragen.