Grundsatz 1: Refuse

Refuse bedeutet „Ablehnen“ und ist der erste und wichtigste Grundsatz der Kreislaufwirtschaftsstrategie. Die nachhaltigste Beschaffung ist die, die gar nicht gemacht wird.

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Strategische Ziele der Kreislaufwirtschaftsstrategie

Das wichtigste Ziel der Kreislaufwirtschaftsstrategie ist die umfassende Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Ressourcennutzung. Das derzeitige lineare Wirtschaftsmodell führt dazu, dass immer mehr natürliche Ressourcen verbraucht werden. Durch eine Orientierung an den 10 Grundsätzen soll die Transformation zum Modell der Kreislaufwirtschaft gelingen.

Material-Fußbadruck (MF)

Der Materialfußbadruck (MF oder Raw Material Consumption, RMC) eines Landes ist ein Indikator, der den Ressourcenverbrauch messbar macht. Er beinhaltet die Ressourcen, die im Inland entnommen werden, die Importe von Produkten, aber auch die Importe der Halb- und Fertigwaren für die inländische Produktion. Abgerechnet werden die Exporte.

Weltweit ist der Material-Fußabdruck von 43 Milliarden Tonnen im Jahr 1990 auf 92 Milliarden Tonnen im Jahr 2017 stark angestiegen. Der Material-Fußabdruck von Österreich lag 2017 bei rund 290 Millionen Tonnen, bzw. 33 Tonnen pro Kopf und ist im europäischen Vergleich sehr hoch.

Grundsatz Refuse

Um den Material-Fußabdruck zu senken ist ein Umdenken im Konsum notwendig. Selbst für das nachhaltigste Produkt wurde beim Zeitpunkt des Einkaufs schon viel Energie und viele Ressourcen durch Rohstoffgewinnung, Verarbeitung und Distribution verbraucht. Der Gebrauch und die Entsorgung führen zu zusätzlichem Energieverbrauch.

Brauche ich das?

Als Konsequenz sind alle Beschaffungen im Vorfeld genau auf ihre Notwendigkeit zu prüfen. Die nachhaltigste Form der Ressourcenschonung ist, etwas nicht zu kaufen, was man nicht unbedingt braucht.

Refuse bei Privatpersonen

Ein Beispiel von Refuse im Privatbereich ist, sich eine Rechnung nicht ausdrucken zu lassen oder Dokumente nur online zu archivieren. Im Lebensmittelhandel sollte man bei Aktionen (z.B. „3 für 2“) genau überlegen, ob diese auch verzehrt werden. Megapackungen von Produkten in allen Bereichen haben oft Food Waste, Littering oder Müllberge zur Folge.

Refuse bei Gemeinden

In der nachhaltigen, öffentlichen Beschaffung gibt es den Grundsatz, dass nur beschafft wird, was den Geboten der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit dient. Eine Verschwendung sollte aufgrund dieser Regelung ausgeschlossen sein. Trotzdem könnte bei Produkten überlegt werden, ob der Nutzen eines Produkts nicht durch andere Formen (z.B. Dienstleistung) erbracht werden kann. Dadurch würden auch Lagerkosten oder Entsorgungskosten entfallen.

Refuse bei Unternehmen

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist auch bei Unternehmen „Refuse“ ein Thema. Ist eine Verpackung notwendig? So genannte „Unverpackt-Läden“ haben einen Vertrieb ohne Verpackungen als Geschäftsmodell integriert. Können bestimmte Stoffe, Zusatzstoffe, Füllstoffe beim Produkt weggelassen werden? Konzentrate verzichten bewusst auf Füllstoffe.

Minimalismus und Suffizienz

Ein Konzept, das den Grundsatz „Refuse“ beinhaltet, ist der Minimalismus, wo bewusst auf Verzicht gesetzt wird und der alltägliche Konsum auf das Mindestmaß reduziert wird. Ein ähnliches Konzept ist die Suffizienz. Das bedeutet, dass der Konsum auf das „richtige Maß“ angepasst wird. Das Konzept berücksichtigt natürlichen Grenzen und Ressourcen und strebt einen möglichst geringen Rohstoffverbrauch an. Man kann hier auch von „nachhaltigem Konsum“ sprechen.

Ziel von Refuse

Das Ziel von Refuse ist ein bewusster Umgang mit Ressourcen und Gütern und eine bewusste Ablehnung von Wegwerfprodukten und Massenproduktion. Der Grundsatz richtet sich vor allem an Menschen der sogenannten Wohlstandsgesellschaft: Durch ein Überangebot an Gütern besteht die „Qual der Wahl“, aber auch der Luxus, darauf verzichten zu können.